Wir machen das mal "agil"

Für IT-Unternehmen bereits ein alter Hut - für Trainer der neueste Schrei: agiles Management. Was bedeutet das konkret in der Unternehmensrealität und welche Möglichkeiten ergeben sich daraus?

Es gibt einige Unternehmen die es bereits umsetzen - agiles Management und SCRUM. Wie auch immer es genannt wird, zumeist wird damit ein System gemeint, wo aus verschiedenen Abteilungen zusammengesetzte Teams, Projektarbeit betreiben und eigenständig agieren.

 

In den Teams werden Zwischenziele definiert und regelmäßig - alle 2 oder 4 Wochen - überprüft, welche Ergebnisse erreicht wurden. Dabei wird zu Beginn auch festgelegt, welche Inhaltstiefe bestimmte Schritte haben müssen, um unnötige Arbeit zu vermeiden. Die Methode ist vor allem durch transparente Kommunikation - meist an öffentlichen Boards - gekennzeichnet. Projektbezogene Entscheidungen werden in den jeweiligen Gruppen getroffen. Meist begleitet durch einen Manager, der Orientierung und Koordination bietet. 

 

Doch wie sieht die Unternehmensrealität aus?

Wenn dieses System zu einer Steigerung der Produktivität führen soll, ist vor allem ein hoher Anspruch an die Mitarbeiterqualifikation wichtig. Die Methode bedeutet nicht - wie von vielen angenommen - Anarchie. Sie reguliert sich selbst, da Verschwendung etc. durch die Gruppenmitglieder beurteilt wird.

Als schwierig gilt die Umsetzung dieser Idee in allen Unternehmensbereichen. Gerade bei Tätigkeiten, die immer gleich verlaufen, wie die Buchhaltung oder Auftragserfassung etc., findet die Methode selten Anwendung. In der Realität wird diese Methode häufig nur in der Produktentwicklung eingesetzt. Dort werden dann kurzfristige Ziele definiert und regelmäßig Ergebnisse überprüft. Zu einem bestimmten Teil können diese Teams eigenständig entscheiden, eine übergeordnete Vorgabe gibt es aber meist trotzdem. Die vollständige Entscheidungsfreiheit wird selten gelebt. 

 

Aktuell beschleicht mich das Gefühl, dass versucht wird, nur die Teile dieser Methode anzuwenden, die zu einer unmittelbaren Effizienzsteigerung führen, ohne das die Führungsetage Status einbußen muss. Zu agilem Management gehört aber genau das, Offenheit und Reflexion in allen Unternehmensbereichen. Das Wort agil für "macht mal schneller" zu missbrachen, entspricht nicht der Ursprungsidee und missbraucht die Kraft die in dieser Umsetzung steckt. 

 

Ein Umdenken ist aber meiner Meinung nach hier dringend erforderlich. Gerade in einer Zeit, in der Personal zu der wichtigsten Ressource wird, sollten Führungskräfte die Kraft von Offenheit und Vertrauen erkennen. Große Entwicklungen, wie veränderte Märkte und digitale Services werden nur in Teams, die es gewohnt sind Verantwortung und Offenheit zu leben, zu meisten sein.