Teurer Rat? Abrechnung in der Beratung

In der Beratung sollte transparenter zwischen sehr einfachen und extrem aufwendigen Aktivitäten unterschieden werden. Welche das sind und warum manche Maßnahmen so teuer scheinen, hier kurz dargestellt.

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Viele Unternehmensberatungen haben den Ruf unehrlich und teuer zu sein. Generell hat die Beraterbranche ein massives Imageproblem. Ursächlich dafür ist auch eine meist nicht transparente Kommunikation der Leistungsabrechnung.

 

In der Kommunikationsberatung gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Preismodelle. Grundlegend für die Berechnung ist immer ein bestimmter Stundensatz. Dieser teilt sich häufig nochmal nach Art der Leistung auf. Beispielsweise wird das Handling von Dienstleistern niedriger bewertet als die reine Kundenberatung. Ein zusätzlicher Preisunterschied ergibt sich durch den Berufsgrad des Beraters. Senior Berater oder Geschäftsführer erhalten pro Stunde wesentlich mehr als Anfänger.

 

Die meisten Beratungsunternehmen präferieren entweder die Berechnung von einzelnen Maßnahmen oder sie nehmen pauschale Monats- oder Jahresgebühren. Eine Einzelabrechnung wird häufig eingesetzt, wenn ein Kunde nur Projektweise betreut wird oder das Gesamtbudget nicht allzu hoch ist. Hier werden nach abgeschlossener Maßnahme, also beispielsweise nach Fertigstellung einer neuen Webseite, die angefallenen Stunden für die jeweilige Beratung der Rechnung hinzugefügt.

Bei einer pauschalen monatlichen Berechnung ist jegliche Beratungsleistung abgegolten. Wendet der Berater nun mehr als die kalkulierte Anzahl der Stunden auf, werden die Kosten entweder durch eine Mischkalkulation intern ausgeglichen oder beim Kunden nachberechnet. Beide Preismodelle haben sowohl Vor- als auch Nachteile. 

 

Das Problem mit der Zeit

So weit so gut. Grundlage für eine gerechte Abrechnung wäre ja nun eine genaue Zeiterfassung, die dem Kunden transparent jede Tätigkeit des Beraters aufzeigt. Doch hier krankt die Idee an mehreren Stellen. Natürlich gibt es viele Zeiterfassungssysteme, die in den letzten Jahren auch immer besser geworden sind und es gibt auch zeitlich eindeutige Abrechnungen. Aber wie sieht es mit der Zeiterfassung im Tagesgeschäft eigentlich aus? Einen sehr großer Anteil der Leistung machen telefonische Absprachen mit Dienstleistern, Redaktionen oder kurze Rückmeldungen beim Kunden aus. Wie kann hier eine gerechte Abrechnung erfolgen? Berücksichtigt man zusätzlich den Umstand, dass Berater häufig fünf und mehr Kunden parallel betreuen, stellt sich doch die Frage nach dem Nutzen einer detaillierten Erfassung. Wie ist das Verhältnis zwischen der Aufwendung Aufzeichnung von Leistungen und dem tatsächlichen Zweck zu beurteilen? In einem Arbeitsumfeld, indem es aktuell, mehr denn je, auf Geschwindigkeit und Entscheidungsfreude ankommt, sind Beratungen heute dazu gezwungen jede kleinste Absprache zu notieren. Und wer zahlt dann eigentlich den dadurch entstehenden Administrationsaufwand? Steht zukünftig auf einer Einzelabrechnung neben Layout und Beratung auch noch die Position Admin?

 

Freie können nur in der Mischkalkulation überleben

Was in einem großen Betrieb einfach als Stabskosten einkalkuliert wird, stellt besonders für freie Mitarbeiter und Gründer eine große Herausforderung dar. Administrative Tätigkeiten werden hier noch exakter abgerechnet und häufig gar nicht vergütet.

Kritiker werden nun aufschreien und sagen, ach, das ist doch alles nicht so wild, da schreibt man überall eine Stunde mehr drauf oder versucht es anders zu verrechnen. Für den einzelnen Berater ja auch kein Problem, nur dürfen wir uns dann über ein schlechtes Image wundern? Und ist der Verlust von Ansehen nicht ein viel größerer Schaden für das einzelne Beratungsunternehmen, als jede Kleinigkeit zu berechnen? 

 

Sollten wir nicht zukünftig eine partnerschaftliche Form der Abrechnung schaffen, die ein ernsthaftes Beraten und ein Verständnis für die Wertigkeit von einzelnen Leistungen ermöglicht?

Vielleicht brauchen wir wirklich mal ´ne Imagekampagne ;)