Wieviele Kinder sind genug?

Viele von Euch kennen bestimmt das Gefühl, man ist beruflich unterwegs und auf einmal überkommt einen das schlechte Gewissen keine gute Mutter, Hausfrau oder Partnerin zu sein. Ich war Meister darin, bis mir jemand die richtige Frage stellte ...

Lange schon hetze ich von Termin zu Termin, versuche immer und überall 100 % zu geben und bin mir doch nie genug. Bin niemals die perfekte Mama, eine gute Hausfrau, Ehefrau oder Beraterin. Vielleicht bin ich es, aber ich habe es nie so empfunden.

 

Auf einer Fahrt zu einem Kundentermin, stellte ich mir mal wieder die Frage, ob es so weitergehen kann, ob nicht die Konzentration auf meine Rolle als Mutter, die bessere Wahl wäre. Und prompt meldete sich meine innere Stimme: NEIN, wofür hast Du studiert? Wozu all die Mühe der letzten Jahre? Du arbeitest doch gerne ... Tja, diesen inneren Dialog werden ja zumindest die Mamis unter Euch vielleicht kennen.

 

Wieviel ist gut?

Jetzt habe ich das Glück einen sehr guten Freund zu haben, der manchmal genau in solchen Situationen die richtigen Fragen stellt. Ich rufe ihn also an und er fragt mich nach einigen Sätzen: "Was meinst Du denn, bei wie vielen Kindern wärst Du denn zufrieden mit Deinem Engagement? Wieviele Stunden Hausarbeit muss denn eine gute Hausfrau ableisten? Und welche Aufgaben sollte ein guter Berater denn noch zusätzlich erledigen?". Mir wurde relativ schnell klar, dass ich den Maßstab, wieviel genug ist, selbst festlegen muss. Dass ich meine bisherigen Ansprüche, nie hätte erfüllen können, weil ich sie gar nicht definiert hatte. Die Bewertung meiner Leistung, wurde von mir völlig willkürlich und ohne Festlegung des Horizontes getroffen.

 

Es war definitiv an der Zeit, über das eigene Bewertungssystem nachzudenken. Wäre ich mir mit drei Kindern, Leitungsposition und Modellfigur genug? Ich weiß es nicht...wahrscheinlich nicht. Dann würde ich mich immer noch fragen, ob ich nicht noch mehr geben könnte. Und das ist eigentlich auch gut so. Denn den Horizon zu definieren würde auch bedeuten, anzukommen und ich möchte gar nicht irgendwann am Ziel sein. Ich denke auch nicht, dass das überhaupt geht. Zufriedenheit ist nicht zwangsläufig mit Innehalten verbunden. Ja, mein Leben ist stressig und viele Sachen kommen zu kurz, aber ich mag es so. Und dann sollte es doch auch für alle anderen okay sein.

 

Diese Akzeptanz anderen Lebensentwürfen gegenüber sollten wir verinnerlichen. Denn auch ich ertappe mich manchmal dabei, wie ich beispielsweise andere Mütter, die Vollzeit oder gar nicht arbeiten, verurteile. Nicht weil ich Anderssein nicht akzeptieren kann, sondern weil ich eine Meinung übernommen habe, ohne eine eigene Überprüfung durchzuführen. Es wäre bestimmt eine lohnende Mühe, andere Welten häufiger wahrzunehmen und besser zu verstehen. Auch um das eigene Bewertungssystem immer wieder zu hinterfragen. Wann ist gut für Dich wirklich gut genug?